Stephanie Hirschvogel

Sakralbau. Faltwand in Zick-Zack-Linie läuft von Wand zu Wand. Die dem Kirchenraum zugewendeten unterschiedlich geneigten Oberflächen und unterschiedlich starken Spiegel verzerren das Bild. Ein Spiel der Illusion. Räumliche Verbindung zwischen Halle und Erweiterung wird aufgelöst.

Die denkmalgeschützte Kirche «L’Église Suisse» in Covent Garden London wurde 1855 vom Architekten George Vulliamy im neoklassizistischen Stil erstellt. Es erforderte sowohl dringende Renovierungen und Umgestaltungen, als auch räumliche Veränderungen, um das Kirchengebäude den aktuellen Bedürfnissen der Gemeinde anzupassen. Das Projekt besteht hauptsächlich aus der denkmalgeschützten Restaurierung der großen Halle, indem die erweiterte Galerie aus den 50er-Jahren entfernt und stattdessen am Straßenende der großen Halle weitere Räumen hinzugefügt werden, um dem Bedarf der Pfarrgemeinde wieder gerecht zu werden. Die neu entstandenen Räume: Das multifunktionale Foyer, die Büroräume, der Pfarrbereich, sowie die Orgelgalerie stellen eine markante architektonische Intervention dar.

Wie «ein Haus in einem Haus» sind sie übereinander über dem Eingang gestapelt und ergänzen die 230 qm große Halle um weitere 85 qm neue Nutzungen. Bei diesem Eingriff wurde die eingestellte Struktur am straßenseitigen Ende der Haupthalle von den Seitenwänden und der Fassade so weit wie nötig abgesetzt, um im Kirchenraum die ursprünglichen klassischen Proportionen wieder spürbar werden zu lassen. Der Rhythmus der Oberlichter des Tonnengewölbes wird durch die neue Struktur neu interpretiert. Die unregelmäßige Folge der zur Haupthalle ausgerichteten in Zick-Zack-Linie gefalteten Innenfassade der neuen Struktur steht bewusst in Kontrast zu den klassischen Gliederungselementen der Kirchenhalle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Faltwand der Innenfassade trennt das Kirchenschiff von den neuen Räumen, deren Rahmenkonstruktion alternierend mit spiegelndem, halbtransparentem oder durchsichtigem Glas gefüllt ist. Dies provoziert in den Innenräumen ein künstlerisch subtiles Spiel von Reflexionen, Halbtransparenz und scharfen Schatten. Die ursprünglichen Proportionen des Kirchenraumes werden dank der spiegelnden Wirkung des Glases erweitert. Die anderen Materialien der neuen Konstruktion – wie Ortbeton, Eichenholz und Eichenparkett – sind weiß gebeizt und farblich so subtil abgedämpft, um mit dem Licht-Schatten-Spiel zu harmonieren.

Status: Realisiert
Realisierung: 2008–2010
Mitarbeit: Projektleitung (Ausführungsplanung, gest. Bauleitung) für Christ & Gantenbein Architekten, Basel
Architektur: Christ & Gantenbein Architekten
Bilder: Hélène Binet
BGF: 450 qm
HOAI: LPH 4–9
Bauherr: Schweizer Kirche in London
Titel: Swiss Church, London