Stephanie Hirschvogel

Ein Haus ohne Außenwände. In einer Monotonie aus Typenhäuser der 70er-Jahre bricht es mit Vorgefundenen. Das Volumen – offen nach innen, wie nach außen – liegt mittig im Grundstück. Die Grenzen lösen sich auf. Der Raum tritt über sich hinaus. Nur die Kanten der innenliegenden Kerne treten als Raumgrenzen hervor. Der vorgehängte Sichtschutz mit runden Öffnungen findet als Schweizer Käse seinen Weg in das Assoziationsspiel.

Das Haus liegt in einer typischen Neubausiedlung der 70er-Jahre am Dorfrand von Aesch, einem Vorort der Stadt Basel. Die Vorgaben aus dem Baugesetz begrenzen das Volumen des Gebäudes in Abhängigkeit von der Größe des Grundstücks und von der maximalen Grundfläche. Das Volumen ist als ein offener Wohn-, Lebens- und Schlafbereich entworfen.

Die Grundfläche des Hauses misst nur 10 × 10 Meter. Die beiden gleich großen Etagen sind allseitig verglast. Um den Eigentümern die notwendige Privatsphäre zu geben, ist das Haus zur Straße und zu den Nachbarn hin von einem Bambushain umgeben. Die Glasfassade mit ihren abgerundeten Ecken vervollständigt das Konzept der offenen Raumfolge. Dies öffnet die Räume nach außen und lässt so den Raum visuell bis zur vor der Grundstücksgrenze befindlichen Bambushecke weiterführen. Die zwei Kerne im Erdgeschoss bilden die Treppe sowie eine Gästetoilette, eine Garderobe, ein Arbeitstisch und ein Stauraum. Durch die differenzierte Ausgestaltung dieser Kerne mit plastischen Elementen (Nischen und Auskragungen) werden den Räumen individuelle und abwechslungsreiche Innenraumqualitäten zum Wohnen, Kochen, Essen, Lesen, Arbeiten und Spielen gegeben. Die beiden im Obergeschoss eingebauten Atrien zeigen jeweils ihre eigenen Qualitäten: Das erste Atrium erweitert das kleine Bad mit Badewanne und Dusche und ist in leuchtendem Grün gestrichen. Im Sommer wird die Erweiterung als Außendusche genutzt. Das zweite Atrium liegt am Elternschlafzimmer und wird als Terrasse genutzt.

Anders als im extrovertierten Raum im Erdgeschoss ist das Obergeschoss mit den Schlafräumen und dem Bad von einem durchgehenden und perforierten Stahlmantel umgeben. Der vorgelagerte Metallmantel bietet die nötige Intimität im Schlafgeschoss. Rund ausgestanzte, unterschiedlich große Öffnungen lassen Licht ungefiltert in den Innenraum durch und generieren ein unterschiedlich starkes Licht-Schatten-Spiel.

Status: Realisiert
Realisierung: 2002–2004
Mitarbeit: Projektleitung (Entwurfs- und Ausführungsplanung, Bauleitung) für Buchner Bründler Architekten, Basel
Architektur: Buchner Bründler Architekten
Bilder: Dominque M. Wehrli
BGF: 200 qm
HOAI: LPH 1–9
Bauherr: Privat
Titel: Wohnhaus, Aesch