Stephanie Hirschvogel

Baudenkmal der 30er-Jahre. Zeugnis hochwertiger Baukultur und handwerklicher Präzision. Gesetzliche Anforderungen (Erdbeben), zeitgemäße Bedürfnisse und die räumliche Anbindung an den Erweiterungsbau erfordern eine Teilsanierung des Hauptbaus. Um eine denkmalkonforme Verbesserungen mit weitreichendem Ergebnis zu erzielen, wurden pointierte Eingriffe an neuralgischen Stellen (strukturell, bauphysikalisch, brandschutz- und sicherheitstechnisch) vorgenommen und prototypische Lösungen mit Vorbildcharakter für die nächsten Sanierungsetappen entwickelt.

Das Museum wurde 1936 von den Architekten Rudolf Christ und Prof. Paul Bonatz errichtet; es ging aus einem Wettbewerb von 1929 hervor. Die Geschichte des Museumsbaues geht auf mehrere Anläufe und verschiedene Bauplätze zurück, um den Bürgern Basels die erste öffentliche Kunstsammlung der Welt zu präsentieren, die 1661 aus einem Privatbesitz von der Stadt Basel gekauft wurde und die nach der Zeit und Art ihrer Entstehung zu einer der bedeutendsten Sammlungen Europas wurde. Christ und Bonatz haben mit dem Museumsbau das Bild einer rationalistischen Klassik erschaffen, für das sie Elemente der italienischen Renaissance transformierten. Neben räumlichen Elementen wie Arkaden und Enfiladen stellen auch die verwendeten Oberflächen, die hauptsächlich aus Kalkstein (Jurakalk) und strukturiertem Kalkputz (Jurasit Krätzliputz) zusammengesetzt sind, eine Referenz dar.

Das Haus musste aufgrund der lokalen Erdbebenzone strukturell ertüchtig werden. Dafür wurden invasive Maßnahmen vorgenommen, um den Bestand zu stabilisieren. Hierfür wurde die tiefe Mauerwerksschicht zugunsten einer neuen Tragschicht aus Stahlbeton reduziert. Der erste Bauabschnitt der Gesamtsanierung konzentrierte sich auf die neuralgischen Punkte, um die Basis für zukünftige Sanierungsetappen zu bieten: zentrale Haupterschließung, Restauratorenatelier, Steigzonen, Besucher- und Warenlift, Ticketing, Garderobe, Museumsshop und Gebäudetechnik. Ein wichtiger Teil der Sanierung beinhaltete auch die Anbindung des neuen Erweiterungsbaus, der über einen unterirdischen Verbindungstrakt vom Hauptbau aus erschlossen wurde. Insgesamt war auch die Vereinigung der beiden Ausstellungshäuser eine Herausforderung, da der Altbau auch infrastrukturell weitergebracht werden musste, um mit dem Erweiterungsbau in Einklang zu treten.

In exemplarischer Weise wurden die identitätsstiftenden Details des Christ-Bonatz-Baus erforscht und wiederverwendet. So wurden für die Sanierung prototypische Lösungen entwickelt, um dem Gebäude in seiner übergeordneten Rolle als Denkmal gerecht zu werden. Im Vordergrund stand, die Ästhetik der 30er-Jahre wiederherzustellen – auch durch den Einsatz von handwerklicher Bearbeitungs- und alter Produktionstechnik (z. B. Ziehglas-Scheiben, an historischem Muster nachgebildete Türdrücker mit Fluchtwegfunktion im Bronzeguss-Verfahren). Das galt auch bei der Erneuerung des Kunstlichts in der Haupterschließung, wofür eine originale Pendelleuchte aus den Arkaden eigens vermessen wurde. Für die Nachbildung konnte die ursprüngliche Proportion beibehalten werden, obwohl LED-Leuchtentechnik eingebettet und über einen zeitgemäßen Produktionsprozess die Einfassung der Glaszylinder neu interpretiert wurde.

Status: Realisiert
Realisierung: 2012–2016
Mitarbeit: Projektleitung (Entwurfs- und Ausführungsplanung, gest. Bauleitung) für Christ & Gantenbein Architekten, Basel
Architektur: Christ & Gantenbein Architekten
Bilder: Stefano Graziani, Christian Kahl, Julian Salinas
BGF: 3.300 qm
HOAI: LPH 2–9
Bauherr: Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt
Titel: Kunstmuseum Basel, Hauptbau